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Handball / Entscheidung / Update

Schwarzer Tag für den Handballsport in Wallau

Ein trauriger Tag in Wallau, alles Hoffen und Daumendrücken half nicht: Die SG Wallau gab heute offiziell bekannt, dass die erste Mannschaft in der kommenden Saison nicht mehr in der 3. Handballbundesliga spielt. Damit rutscht das Team in die Bezirksliga A ab. Außerdem treten die beiden Geschäftsführer Markus Abels und Uwe Ströhmann als Geschäftsführer zurück. Es soll ein Neufang geben.

Von Daniel Becker
erstellt am 04.05.2014, 11:07 Uhr aktualisiert am 08.05.2014, 09:22 Uhr
SG Wallau
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Die schlimmste Befürchtung ist eingetreten. Die erste Mannschaft der SG Wallau wird in der kommenden Saison nicht mehr in der 3. Handball-Bundesliga antreten. Dies gab der Verein am Sonntagmittag in einer Pressekonferenz bekannt. Die verantwortlichen Geschäftsführer Markus Abels und Uwe Ströhmann haben dies zusammen mit dem sportlichen Leiter Stephan Schreiber und dem neuen Trainer Stefan Bartels am Freitagabend schweren Herzens entschieden. Der Hauptgrund, die Absage von Lukas Scheer und Yannik Morowietz, die zusammen mit Kevin Hutmacher, Christian Kosel, Florian Schreiber, Christos Karathanasis und Sven Schreiber von dem aktuellen Kader der SG Wallau übriggeblieben waren, nachdem in den vergangenen Wochen bereits alle anderen Spieler bei neuen Verein unterschrieben hatten. Diese sieben sollten eigentlich der Grundstock für das neue Team in der kommenden Saison sein. Allerdings die plötzliche Absage von Scheer und Morowietz war das i-Tüpfelchen für die schwere und traurige Entscheidung, so die beiden SG Geschäftsführer Markus Abels und Uwe Ströhmann. "Wir wollten keine Mannschaft die nur minimale Chancen hat in der Liga mitzuhalten und womöglich auch noch abgeschossen wird", bringt es Ströhmann klar auf den Punkt.

Zu wenige Leistungsträger

Da die SG Wallau keine Lizenz für die 3. Bundesliga beantragen wird, fällt sie auf den Stand der zweiten Mannschaft zurück und wird damit ab der Saison 2014/2015 in der Bezirksliga A antreten. "Eigentlich hatten wir gehofft, nur in die Oberliga zurückgestuft zu werden, aber der Hessische Handball-Verband sieht eine Zurücksetzung auf die zweite Mannschaft vor", so Abels. „Wir müssen außerdem mit großem Bedauern zur Kenntnis nehmen, dass die Region rund um Wallau nicht bereit ist, einen Traditionsverein mit all seinen Erfolgen im Breiten- und Spitzensport finanziell zu unterstützen. Aktuell kam es zu Absagen von zwei weiteren Spielern. Daraus resultierend, und um weiteren Schaden von dem Verein abzuwenden, wird die SG Wallau in der kommenden Saison in der 3. Handball-Bundesliga nicht antreten“, erklärt Markus Abels am Sonntag in Wallau.

Rücktritt der Geschäftsführer

Die beiden Geschäftsführer Markus Abels und Uwe Ströhmann übernehmen die Verantwortung und treten von ihren Ämtern zum Saisonende zurück. Sie machen mit ihrer Entscheidung den Weg für einen Neuanfang im Verein frei.

Beide werden dem Verein im Hintergrund erhalten bleiben und mit Rat und Tat der neuen Führung zur Verfügung stehen, kündigen die beiden scheidenden Geschäftsführer an.

Wie es mit Stephan Schreiber weitergehen wird, ist derzeit noch nicht klar. Die Position des sportlichen Leiters wird es ab der neuen Saison nicht mehr geben. Ob und in welcher Art er sich bei der SG einbringen wird, das werden die nächsten Tage zeigen. Sicher ist eins, Schreiber ist sehr stark mit dem Handballsport verwurzelt, deshalb wird er sich nicht so leicht davon loseisen. Er wird sich Gedanken über seine Zukunft bei der SG Wallau machen.

Parallelen zum Schicksalsjahr 2005

Das Schicksal hat es wieder Mal nicht gut mit der SG Wallau gemeint. Nach 2005, das schwärzeste Jahr in der mittlerweile 39-jährigen Vereinsgeschichte, reiht sich 2014 nahtlos mit an. Im Herbst 2004 sind unerwartet Sponsorengelder ausgeblieben, der ohnehin finanziell angeschlagene Verein war damit vor der Zahlungsunfähigkeit. Obwohl die Geschäftsführung der SG seit Januar 2005 keine Spielergehälter mehr auszahlen konnte, trat die Mannschaft bis zum Saisonende couragiert auf und sicherte mit Platz zehn zumindest den sportlichen Klassenerhalt. Die Spielbetriebs- und Vermarktungsgesellschaft kämpfte damals mit einer Schuldenlast von geschätzten rund 1,27 Millionen Euro. Wochenlang versuchte der Verein neue Geldgeber zu finden, um die drohende Insolvenz abzuwenden. Die SG Wallau erhielt keine neue Lizenz für die Handball-Bundesliga, die wirtschaftliche Trägergesellschaft musste Insolvenz anmelden. Der SG Wallau/Massenheim blieb nichts anderes übrig, sich am Ende der Saison vom Bundesligaspielbetrieb zurückziehen. Mit der 2. Mannschaft in der Regionalliga-Südwest wurde ein Neuanfang gestartet.

Sponsorengelder fehlen

Neun Jahre später ein ähnliches Bild. Auch das liebe Geld ist 2014 wieder die Ursache für die aktuelle Situation bei dem Traditionsverein. Auch dieses Mal fallen Anfang des Jahres Geld von zwei wichtigen Sponsoren weg. Die Vereinsführung versuchte das fehlende Budget mit immensem Engagement zu kompensieren. Dies klappte aber nicht. Es konnte kein neues Geld generiert werden, um die Spielergehälter ab März für den Rest der Saison zu zahlen.

Auch das Aufhören des Hauptsponsors „KIZ“ zum Saisonende beutet ein erneutes Loch in der Kasse. Daraufhin kam es zu vielen Abgängen von wichtigen Leistungsträgern und des Trainers Ralf Ludwig für die neue Spielzeit.

Starke Hinrunde in der 3. Bundesliga

Dabei sah es am Anfang der Saison noch gut aus. Mit dem Gewinn der Hessenmeisterschaft konnte die 1. Mannschaft in der Hinrunde der 3. Bundesliga mit sportlichen Erfolgen überzeugen. Weiterhin wurde im Pokal der ThSV Eisenach geschlagen. In der nächsten Runde traf die SG Wallau auf den deutschen Rekordhandballmeister THW Kiel in Rüsselsheim. "Mit dem Gewinn der Hessenmeisterschaft und dem daraus resultierenden Aufstieg in die 3. Handball-Bundesliga wollte die SG Wallau, auch für die Spieler der 1. Mannschaft, die Chance nutzen sich in dieser Liga zu etablieren. Die SG Wallau setzte auf die vielen Zusagen von Sponsoren und Helfern. Trotz entsprechender Aktionen rund um das Pokalspiel und während der Saison kamen keinerlei Impulse aus der Wirtschaft für die SG Wallau", resümiert Abels.

In der Hinrunde hatte die Truppe von Trainer Ludwig sogar die Möglichkeit die Tabellenspitze in der 3. Liga zu erklimmen. Die zweite Saisonhälfte begann mit einer Niederlagenserie. Man schied im Bezirkspokal aus und in der Liga kassierte man drei Pleiten in Folge.

Neuaufbau vorantreiben

Ungeachtet dessen wird die SG Wallau ab der neuen Saison als HSG Wallau/Massenheim weiter geführt. Die verbleibenden aktiven Mannschaften und der Jugendbereich mit seiner intensiven Arbeit in der Ausbildung und Weiterentwicklung von Jugendlichen bleiben vom Rückzug aus der 3. Bundesliga also unberührt. So wird die SG Wallau wie in der Vergangenheit mit viel Engagement und Qualität weiter bestehen und sicherlich weitere Erfolge feiern, damit rechnen Abels und Ströhmann. "Langfristig wollen wir wieder in die Oberliga. Wallau hat schon immer für guten Handball gestanden", fügt Ströhmann an.

In den kommenden Wochen müssen neue Strukturen für die neue Abteilung Handball gefunden werden. Ob Kevin Hutmacher, Christian Kosel, Florian Schreiber, Christos Karathanasis und Sven Schreiber bleiben werden ist noch unklar.

"Vielleicht ist dieser Schritt eine Chance für den Verein, mit neuer Führung und einem Neuaufbau richtig durchzustarten", so Ströhmann.

Letztes Drittliga-Spiel am Sonntag

Vor dem Neuaufbau findet am Sonntag, 11. Mai, um 17:00 Uhr das letzte Drittliga-Spiel in der Ländcheshalle gegen TV Groß-Umstadt statt. Dort heißt es erst einmal Abschied zu nehmen vom Team und der Bundesliga.


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