• Fastnacht

Prunksitzung / Galerie

Einfach grandios: Begeisternde Narren-Show im Wiesbadener Kurhaus

Die DACHO zeigte im Palast des Frohsinns am Sonntag eine brillante Prunksitzung. Grandiose Tänze, feinste Büttenreden und mitreißende Stimmungsakts begeisterten das närrische Publikum.

Von Ivonne Böttner & Kristina Kuhfs
erstellt am 06.02.2023, 11:40 Uhr
Große Dacho Prunksitzung im Wiesbadener Kurhaus am Sonntag, 5. Februar 2023 begeisterte das Publikum.
Große Dacho Prunksitzung im Wiesbadener Kurhaus am Sonntag, 5. Februar 2023 begeisterte das Publikum.
Mit Publikumslieblingen, Nachwuchs in der Bütt und erfolgreichen Tanzgarden begeisterte die DACHO, nach dreijähriger Corona-Pause, mit ihrer Prunksitzung am Sonntag im Wiesbadener Kurhaus.

Bei dem fast  fünfstündigen, abwechslungsreichen Programm blieb fast kein Auge trocken. Mit viel Helau und Frohsinn, trieben die Närrinnen und Narren ihr Unwesen.
Fast schien es so, als hätte es Corona nicht gegeben. Alle Mitwirkenden, auf sowie hinter und vor der Bühne, ließen den Saal wie eh und je beben.

Große Eröffnung

Zur Eröffnung der Sitzung, liefen alle Mitgliedsvereine der DACHO feierlich ein und wurden mit einem dreifach donnerndem „HELAU“  begrüßt.

Der Vorsitzende der DACHO – Dachorganisation - Simon Rottloff begrüßte die bunte Narrenschar und zeigte sich froh darüber, dass es trotz Corona möglich war das Brauchtum „Ehrenamt aufrecht zu erhalten“. Der Sitzungspräsident Andreas Taschler wurde feierlich in sein Amt gehoben.

Anwesende der Lokalpolitik und Abgeordnete wie Bürgermeister Gerd Uwe Mende, Sozial- und Wohnungsdezernent Christoph Manjura,  Bundestagsabgeordneter Ingmar Jung, Pädagoge und Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerhardt Obermayer, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie aus Berlin Astrid Sabiene Busse und Politiker Alexander Slotty, waren gern gesehene Gäste bei der närrischen Sitzung.

Famos ging es los

Vor dem gemeinsamen Auszug stellte sich das Jugendprinzenpaar Emilie I.  und  Marc I. vor. Ihr Motto “Fassenacht in Wiesbaden, dass ist famos - endlich  wieder, jetzt geht’s los!“ gab einen kleinen Vorgeschmack auf den Rest des Abends.
Brauch bei einer Prunksitzung ist es aktuelle Themen durch den Kakao zu ziehen, was bei aller Ernsthaftigkeit trotzdem für eine gehörige Portion guter Laune sorgte.

Politischer Rundumschlag vom Deutschen Michel

Bernhard Knab, vom Karneval-Club Kastel 1947, war der erste närrische Höhepunkt als “Deutscher Michel“. Sein Markenzeichen ist die „freie Rede“. Er versteht es in hervorragender Weise gesellschaftliche, politische und lokale Themen kritisch, aber auch witzig, zu hinterfragen. Das Leben hatte in diesem Jahr eine ganze Menge Schrauben locker: Krieg, Krisen, Energiepreisschock, dem Deutschen Michel verging da fast das Lachen und so zog er dann feste vom Leder: Merkels Abgang, Tod der Queen, Gender-Sternchen und das “Schrottwichteln“ bei der Bundestagswahl - der “Michel“ packte alles und jede in seinen bissigen Reimen an.

Sein überall bekannter Michelrapp durfte zum Schluss nicht fehlen. Am Ende gab er allen Narren einen wertvollen Tipp mit auf den Weg: „Das Wichtigste auf der Welt - das man zusammen hält und bei allem Übel und allem Mist, den Spaß niemals vergisst.“

Großer Tanz mit der Dacho-Stadtgarde

Die Tanzdarbietung der Dacho-Stadtgarde wurde vom Publikum mit viel Applaus bedacht. Die Truppe ist ein “bunter Haufen“ - hierbei ist das große Ziel in einem der nächsten Jahre wirklich aus allen 14 Dacho-Vereinen je zwei Tänzerinnen zusammen zu bringen. Auch so war es an diesem Nachmittag mit den 13 Grazien ein toller Auftritt.

Faschingsprinz Peter der Dritte - Peter Kuhn

Als “Prinz Peter der Dritte“ betrat Peter Kuhn die Bühne. Seine Büttenreden sind politischer und gesellschaftskritischer Art und zeichnen sich durch viele Anspielungen und Doppeldeutigkeiten in den stets gereimten Vorträgen aus. Er betonte, dass die Welt verrückt sei und voller Krisen stecken würde. Auch Corona habe der Welt geschadet, doch wir singen „heile heile Gänsje“. Der ganze Saal stieg direkt mit ein und sang das bekannte Fastnachtslied mit.

Insgesamt setzte sich der Karnevalist mit seiner gesellschaftskritischen Büttenrede für Frieden, Freiheit und Toleranz ein. Allerdings hörte für ihn der Spaß an einer Stelle auf, „wenn sich Klimaaktivisten vor den Rosenmontagszug festkleben - die können was erleben“.

Kölsche Stimmung mit Kolonia Express

Die hessische Coverband für Kölsche Lieder “Kolonia Express“ sorgte für ein stehendes und ausgelassen, feierndes Publikum. Mit  Liedern wie “Kölsche Jungs/ Brings“ oder “Schenk mir Dein Herz/ Höhner“, rockten sie den Saal.

Best of Fräulein Baumann – Dr. Markus Weber

Dr. Markus Weber ist eigentlich promovierter Altphilologe, Romanist und Apotheker. Seine schrullige  Kultfigur Fräulein Baumann trifft mit ihren Ereignissen des Alltags und den Beschwernissen des Alters, stets den Nagel auf den Kopf. „Wie alt ich bin?!“ raunt die alte Dame in den Saal - „böse Zungen behaupten, als ich auf die Welt gekommen bin, hat das Tote Meer noch gelebt!“.

So ging es bei dem phantastischen Vortrag weiter und das Publikum hatte viel zu lachen - kein Auge blieb trocken.  Wie bei ihrer nächsten Geschichte:  Fräulein Baumann erzählte von ihrer Freundin Helmine, die immer 20 km/h fahren würde, auch auf der Autobahn und zwar links. Nur letztens sei sie in Wiesbaden gewesen, da fährt sie durch die Stadt 150 km/h. Fräulein Baumann meinte zu ihr: „Ey warum fährste denn so schnell?“ Helmines Antwort: „Ey das muss ich, sonst vergess ich, wo ich hin wollte.“ Bei Fräulein Baumann galt eindeutig: Lachen ist die beste Medizin.

Tanzmariechen Lara Keim

Bevor die Lachmuskeln weiter strapaziert wurden, kam Tanzmariechen Lara Keim auf die Bühne und beeindruckte mit ihren 13 Jahren das Publikum. Sie zeigte einen meisterhaften Solotanz. 

Mit Witz und Charme “HessenMän -  Jürgen Leber“

Der HessenMän - Jürgen Leber, geformt aus Rippchen, Kraut und Äppelwoi glänzte im Supermanoutfit auf der Bühne. Er setzt sich in seiner Büttenrede kritisch mit den Themen der Corona-Pandemie auseinander. Und was machen nur alle mit dem Ergebnis während der Pandemie ihre Familie erst richtig kennen gelernt zu haben. So sei es ja auch beim Heiraten. Denn beim Heiraten, weiß keiner was man kriegt. Deswegen heiße es ja auch heiraten und nicht heiwissen.

Am Ende wurde nur eines wirklich klar: „Was interessieren uns Gefahren - Schaut in den Himmel - ist es ein Vogel? Ist es ein Flugzeug? Nein, es ist der HessenMän!“

Begeisternde Tanzshow

Die Tanzcorps Rot-Weisse Funken Frickhofen 1971 e.V. verzauberten alle Anwesenden mit ihrer Showtanzeinlage  “Entpuppt - Das bin Ich“.  
Erst nach der Metamorphose, also der Verwandlung vom Ei zur Raupe und der Puppe im Kokon entscheidet sich, ob es einen strahlend schönen Schmetterling oder eine einfache Motte gibt. Auch wir Menschen stellen uns immer wieder die Frage: Wer bin ich und wer will ich sein? Es kommt nicht auf Äußerlichkeiten an! Auch wenn du anders bist - mach es wie unsere Motte, sei stolz auf dich und ruf in die Welt: "Das bin ich!" Sie punkteten optisch, akrobatisch und rhythmisch-tänzerisch!

Bunter Schlagermix von Patrick Himmel

Den Narren und Närrinnen wurde so einiges an dem Nachmittag und Abend geboten! Patrick Himmel's bunter Schlagermix lud das Publikum auf ein stimmungsgeladenes Feuerwerk aus Evergreens, Cover Songs und natürlich den eigenen Hits ein. Mit  Liedern wie “Aber bitte mit Sahne“ oder “Mit 66 Jahren“, brachte er den Saal zum Tanzen und feiern.

Ein Nachtwächter - Adi Guckelsberger

Adi Guckelsberger lud mit seiner im Singsang vorgetragenen Nachtwächter Büttenrede mit viel Kokolores, alle Narren und Närrinnen zum Mitreimen ein und outete sich letzten Endes als Mainzer. Er schaffte es sogar, dass der ganze Saal aufstand und lauthals sang: „Steht auf wenn ihr Mainzer seid“. Das hat er am Ende selbst nicht gedacht und lobte die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener fürs Mitmachen, auch wenn es bestimmt schwerfiel.

Fliegenden Frauen im Friedrich-von-Thiersch-Saal

Die Gardetanzgruppe Fidele Sandhasen e.V. aus Köln ließ sich, trotz eigenem 200 Jährigem Bestehen der Kölner Kampagne, nicht lumpen und kam zum wiederholten Male in den Friedrich-von-Tiersch Saal, um von ihrem herausragenden Können zu überzeugen. Sie versprachen: „ Zum 300sten sehen wir uns alle wieder hier!“ Während ihrer phänomenalen Tanzeinlage flogen die Tanzmariechen horizontal und vertikal durch die Lüfte und scheinen dabei die Schwerkraft außer Kraft zu setzen. Entsprechend bejubelte das Publikum jede der gewagten Aktionen.

Großes buntes Finale

Das große Finale bestritt mit einer Zugabe der Kolonia Express. Die Musiker bereiteten das energiegeladene Publikum auf die darauf folgende Konfettiparty vor. Während dem beeindruckenden Schlussakt, flogen Luftballons, Konfetti und Luftschlangen durch Wiesbadens Gud Stubb.

Ein wunderschöner Abschluss einer rundum gelungenen und stimmungsvollen Prunksitzung der Dacho. Sitzungspräsident Andreas Taschler moderierte gekonnt durch die fast fünfstündigen  Prunksitzung.

Fotos: Joshua Ziß